Hurra, ich lebe noch! Von meinen Häschern weit und breit keine Spur! Die spuken nur in meinem Kopf herum. Nach wie vor fühle ich mich hier in Antalya sehr sicher und in keiner Weise bedroht. Jede Sorge um meine Wenigkeit entbehrt jeglicher Grundlage und ist völlig unbegründet.

Das Attentat vom 10. Oktober 2015 löste in der Bevölkerung Antalyas grosse Bestürzung und Betroffenheit aus. Die Leute sind natürlich verunsichert und verängstigt. Wir alle verurteilen diese abscheuliche Tat auf das Schärfste, und trotzdem macht sich eine gewisse Ohnmacht breit.

Wenn immer Zivilisten oder Soldaten zu Tode kommen, hängen die Türken die Nationalflagge an ihre Balkone, um ihr Beileid zu bekunden und der Taten zu gedenken.

Die Meldungen bezüglich der Toten sind widersprüchlich, wie immer. Die Regierung spricht von 95 und Selahattin Demirtaş von 128 Toten. Es hängt also ganz davon ab, auf welcher Seite man steht. Es kann durchaus sein, dass die Regierung resp. die AK Partı selbst dahintersteckt, um Demirtaş‘s HDP zu destabilisieren – oder umgekehrt, denn in rund einem Monat wird ein neues Parlament gewählt.

Die Regierung hält sich schadlos, und Recep Tayıp Erdoğan hat Aufklärung versprochen. Irgendwer, vielleicht ein oder auch zwei arme Schweine werden wohl vordergründig zur Rechenschaft gezogen und zahlen die Zeche. Damit ist der Gerechtigkeit Genüge getan. Eines ist sicher: Die wahren Täter, die Hintermänner dieses feigen Anschlags, weder deren Namen noch deren Gesichter werden wir jemals zu Gesicht bekommen. Traurig, aber wahr!

In einer Woche wählen wir in der Schweiz ein neues Parlament. Wir dürfen bestimmen und uns frei äussern, wir dürfen für diese oder jene Partei Sympathien hegen, ohne je Angst zu haben, dass uns etwas zustösst. Welch ein Privileg! In diesem Sinne teile ich die Ansicht meines Freundes Simon Chen, der dieser Tage schrieb:

«Demokratie ist ein riesengrosses Privileg. Die meisten Menschen auf dieser Welt haben nur einmal im Leben Zugang zu einer Urne».

Wie wahr!!!